Sonntag, 9. Oktober 2016

The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry

AutorIn: Rachel Joyce
Seiten: 400
Verlag: Fischer Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-19536-7

Worum geht's?

Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle.

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Wer ist die Autorin?

Rachel Joyce weiß, wie man Menschen mit Worten ganz direkt berührt. Die Autorin hat über 20 Hörspiele für die BBC verfasst und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Daneben hat sie Stoffe fürs Fernsehen bearbeitet und auch selbst als Schauspielerin für Theater und Film gearbeitet. Ihr erster Roman, ›Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry‹, wurde für den Booker-Preis nominiert, mit dem Specsavers National Book Award für das beste Debüt prämiert, eroberte in über 30 Ländern die Bestsellerlisten und wird verfilmt. Auch ihre Romane ›Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte‹ und ›Das Geheimnis der Queenie Hennessy – Der nie abgeschickte Brief an Harold Fry‹ sind internationale Bestseller. Rachel Joyce lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Gloucestershire auf dem Land.

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Wie fand ich es?

Mit diesem Buch verbindet mich schon eine längere Geschichte. Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen (daher ist auch das englische Cover abgebildet), und damals kurz vor einer großen Englischprüfung begonnen. Um mich praktisch schon auf die Sprache einzustimmen, wenn ihr versteht was ich meine. Und naja, die Prüfung ist richtig gut geworden, danach habe ich das Buch aber erst einmal beiseite gelegt. Andere Romane kamen dazwischen, und so hatte ich es fast vergessen, auch wenn mir der Ansatz zur Geschichte richtig gut gefallen hat und auch die Umsetzung vielversprechend begann. Vor kurzem habe ich dann erneut dazu gegriffen, und mich diesmal wirklich darauf konzentrieren und darauf einlassen können.

Bevor ich zu meiner Meinung komme, erst einmal zur Originalsprache. Auch wenn Englisch nicht meine Muttersprache ist und ich es auch bei weitem nicht perfekt spreche oder schreibe, war dieses Buch für mich recht einfach zu lesen. Der Schreibstil ist eher nüchtern als malerisch, daher muss man sich auch nicht durch große Metaphern kämpfen und kann mit einem ordentlichen Grundwissen die Geschichte eigentlich genießen und vieles auch aus dem Zusammenhang erschließen. Also, wer mal wieder auf Englisch lesen will ohne sich zu überanstrengen aber auch eine ordentliche Geschichte haben will, dem kann ich "The unlikely pilgrimage of Harold Fry" empfehlen.

Nun aber zum Buch selbst. Der schon erwähnte einfache Schreibstil erschafft eine ruhige, nachdenkliche Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zieht. Mit wenigen, sanften, schnörkellosen Worten schafft es die Autorin einen emotional in die Geschichte hineinzuziehen. Und es ist eine Geschichte voller kleiner Glücksmomente und Gedanken, die zum Nachdenken anregen und trotz aller Traurigkeit und Melancholie nicht deprimierend sondern hoffnungsvoll ist.

Auf den ersten Seiten dachte ich noch ich wüsste, was auf mich zukommt. Schnell war ich dabei die Charaktere einzuschätzen, nur um im Laufe der Handlung von meiner Meinung komplett abgebracht zu werden. Harold, der mir zuerst nicht unbedingt total sympathisch vorkam, ist ein unglaublich facettenreicher, realistischer Protagonist mit sehr vielen Fehlern und sehr vielen tollen Eigenschaften, die sich nach und nach offenbaren. Er ist auf alltägliche Art besonders, jemand in dem bestimmt jeder Leser etwas von sich selbst widerfindet, und seine Entwicklung inspiriert dazu, selbst einmal über das eigene Leben nachzudenken und sich zu fragen, ob man mit seinem Standpunkt zufrieden ist oder sich das nur vormacht. Ob man davon läuft von der Wirklichkeit, und vom eigenen Glück.

Auch seine Frau Maureen, von der ich nie gedacht hätte das sie einen so großen Teil der Geschichte ausmachen würde (wobei mich das schlussendlich positiv überrascht hat), konnte mich überzeugen. Auch mit ihr gab es einige Startschwierigkeiten, doch im Grunde war es wie einen echten Menschen kennenzulernen mit ihr und allen anderen Figuren dieses Romans. Man muss sie erst erleben und manche Dinge mit ihnen durchleben um anfangen zu können, sie zu verstehen. Doch dabei wird man, wie auch manchmal in der wirklichen Welt, oft positiv von mehr überrascht als man anfangs erwartet hätte.

Die Geschichte ist sehr von den Gedanken und Gefühlen der Figuren geprägt, von Begegnungen mit interessanten und immer spannenden Menschen auf die Harold trifft, und von den schmerzhaften Erinnerungen Harolds (und Maureens), die die beiden zu den Menschen gemacht haben die sie in der Gegenwart des Buchs sind. Die Pilgerreise wurde nicht durch die Schauplätze interessant, sondern durch die Charaktere die dort vorbeigekommen sind und sie erlebt haben. Dennoch bekam ich beim Lesen direkt Lust selbst einfach mal loszulaufen, ohne zu wissen wohin die Reise geht.

"The unlikely pilgrimage of Harold Fry" ist eines der berührendsten Bücher die ich je gelesen habe! Es ist eine Geschichte die Hoffnung schenkt, die Fragen stellt und nach Antworten sucht, und die dem Leser dazu anregt sich selbst auch in Frage zu stellen. Mich haben zudem die facettenreichen, authentischen Charaktere sehr überzeugt. Auch die, die nur ein paar Seiten im Mittelpunkt stehen, werden sofort vor dem inneren Auge lebendig, sie wirken echt! Wer eine emotionale, tiefgreifende Geschichte lesen will, die keineswegs 0815 und klischeebeladen ist, sondern stattdessen mit unglaublicher Originalität aufwarten kann, der sollte an diesem Buch nicht vorbeigehen!

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