Seiten: 352
Verlag: Limes
ISBN: 978-3-8090-2634-1
Worum geht's?
Das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Die Kunst ist es, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch: Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können …
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Wer ist der Autor?
Gavin Extence, geboren 1982, wuchs in der englischen Grafschaft Lincolnshire in einem kleinen Dorf mit dem interessanten Namen Swineshead auf. In seiner Kindheit machte er eine kurze, aber glanzvolle Karriere als Schachspieler; er gewann zahlreiche nationale Turniere und reiste nach Moskau und St. Petersburg, um sich dort mit den besten jungen Denkern Russlands zu messen. Er gewann nur ein Spiel. [...] Heute lebt Gavin Extence mit seiner Familie in Sheffield.
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Wie fand ich es?
> Dieses Buch wurde mir vom Limes Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. <
Nachdem mir "Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" von Gavin Extence so gut gefallen hat, habe ich Luftsprünge gemacht als ich erfahren habe das ein neuer Roman von ihm erscheint. Ich habe mich gehütet mit übermäßigen Erwartungen an die Thematik oder das ganze Buch heranzugehen, und habe mich direkt in die Geschichte gestürzt. Dennoch konnte sie mich überraschen!
Ein großer Pluspunkt dieses Romans ist es, dass der Leser sich sehr nahe am Charakter fühlt. Die Geschichte wird einfach lebendig erzählt, ohne zu beschönigen. Ich vermute die Ursache dafür ist, neben der Tatsache das Extence ein genialer Schriftsteller ist, darin das er selbst unter (wenn auch einer nicht so extremen) bipolaren Störung leidet. Auch als jemand der glücklicher Weise nicht davon betroffen ist, konnte ich mich sehr gut in die Protagonistin Abby und ihren Kampf gegen ihre Störung hineinversetzten. Man erlebt die Höhen und Tiefen mit ihr mit, bemerkt wie sie erst was eigentlich los ist, als die Extreme schon über ihr zusammenstürzen. Selten hat mich ein Buch derart emotional mitgenommen!
Auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen, auch wenn sie weniger zu Tage traten und die Geschichte sehr auf Abby gerichtet ist, so konnte man sich doch schnell ein Bild von ihnen machen und ihre Reaktionen nachvollziehen. Besonders ansprechend empfand ich Abbys Therapeutin, sowie Miranda Frost, eine Dichterin die Abby interviewt. Beide beeinflussen das Leben der Protagonistin sehr unterschiedlich aber auf interessante Weise. Auch Beck, Abbys Freund, hat mir gefallen. Seine Reaktion auf ihre mentale Erkrankung empfand ich als sehr realistisch und liebenswert, was ihn mir direkt sympathisch gemacht hat.
Dadurch gelang auch die schön erwähnte Authentizität. Abbys Leben wird nicht schön geredet, schnörkellos zeigt Gavin Extence welche Auswirkungen die bipolare Störung auf das gesamte Leben der Protagonistin hat. Dabei wird jedoch vermieden, die Figur NUR auf Grund ihrer mentalen Probleme zu charakterisieren. Sie hat eine Persönlichkeit, einen Job der ihr gefällt, unterschiedlichste Beziehungen zu anderen. Auch dadurch fiel es zumindest mir leicht, sich mit ihr zu identifizieren.
Wirklich wichtig bei einem Buch über psychische Störungen, gewährleistet meiner Meinung nach ebenfalls durch den Autor, war für mich, dass ihre Erkrankung wirklich ernst behandelt wird. Auch wenn es "nur im Kopf" stattfindet sind mentale Probleme wie bipolare Störungen so ernst wie ein gebrochenes Bein. Das Hirn ist nun einmal auch nur ein Organ, das verletzt werden kann und dann behandelt werden muss. Eigentlich ist es sogar schlimmer. Wie durch Abby so gut zur Geltung kam, ist ein großes Problem bei solchen Problemen erst einmal zu akzeptieren, zu sehen, das man nicht nur mal einen schlechten Tag hat. Leider ist das Verständnis solcher "unsichtbaren" Krankheiten bei zu vielen Menschen nicht wirklich ausgeprägt.
Doch so ernst die Thematik ist, und so respektvoll sie auch wirklich ernst behandelt wird, so schafft es der Autor dennoch, einen gewissen Humor in die Geschichte zu bringen. Der Leser schwankt mit Abby durch gute und durch schlechte Zeiten, und man hat einfach nach Schließen des Buchs das Gefühl, gerade an einem Leben teilgehabt zu haben. Es gibt keine großen perfekten Momente, sondern ein kleines Stück unperfektes Leben. Auch der Schreibstil wurde einfach gehalten, doch war wirklich fesselnd. Irgendwie hat die Weise, auf die Abbys Geschichte erzählt wurde, einen besonderen Charme und Stil. Unauffällig, doch besonders.
Eine wundervolle Geschichte die nicht in melancholisch-deprimiertes Geschwafel abschweift, sondern optimistisch und humorvoll eine ernste Problematik behandelt. Voller interessanter Figuren und einem lebendigen Bild einer bipolaren Störung!
Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Limes Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!
Hi!
AntwortenLöschenJa, das Buch war wirklich klasse, wenn man das bei der Thematik so ausdrücken kann. Da hat er wirklich sehr gut jongliert damit, wie er es dem Leser näher bringen kann. Das ist auf keinen Fall einfach und super gelungen!
Liebste Grüße, Aleshanee