Seiten: 384
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-48467-6
Worum geht's?
Der große Gott Om hat ein Problem: ihm sind die Gläubigen abhandengekommen. Und da unter Göttern weniger Gläubige auch weniger Macht bedeuten, findet sich der einst in Stiergestalt auftretende Gott plötzlich als leicht lädierte Schildkröte wieder. Zum Glück führt ihn das Schicksal zum Tempelgärtner Brutha, der zwar nicht der Hellste, dafür aber Oms letzter wahrer Anhänger ist. Gemeinsam machen sich die beiden auf, Om wieder zu alter Größe zu verhelfen. Ein wahres Abenteuer, bei dem sie nicht nur gegen den mächtigen Exquisitor Vorbis bestehen müssen, sondern auch gegen die Epheber und deren unsinnigen Irrglauben an eine scheibenförmige Welt ...
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Wer ist der Autor?
Terry Pratchett, geboren 1948, gilt als einer der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Von seinen mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Romanen wurden weltweit über 80 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 38 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur wurde ihm sogar die Ritterwürde verliehen. Terry Pratchett starb im März 2015.
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Wie fand ich es?
> Dieses Buch wurde mir vom Goldmann Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. <
Vorab - Ich bin kein religiöser Mensch, zumindest gehöre ich jetzt nicht direkt zu einer Religion, auch wenn ich durchaus glaube, dass es irgendetwas gibt, dass die Welt sozusagen "geschaffen" hat, aber das ist in meiner Sichtweise eher ein großes körperloses Bewusstsein, anstatt einer/mehrerer Gottheit/en. Doch ich bin da ziemlich tolerant (glaube ich zumindest) und die Idee dieses Buchs bezüglich dem Glauben und der Götter erscheint mir in gewissem Sinne ebenfalls "plausibel"...
Der Große Gott Om betrachtet die Welt in dieser Geschichte nämlich auch aus einer ganz neuen Perspektive - der einer Schildkröte. Nicht besonders glamourös bietet dies eine ganze Menge Möglichkeiten für eine göttliche Selbstreflexion, die auch erfolgreich genutzt wurden. Om ist eine sehr gut ausgearbeitete Figur. Einerseits sieht er sich über den Menschen - ist er ja in ihrem eigentlich Glauben auch, also kein total unbegründeter Gedanke für einen Gott - andererseits kann man aber dennoch mit ihm mitfühlen, denn Terry Pratchetts Version hat auch keine einfache Existenz, denn Gott sein ist nicht ganz so einfach wie man denken könnte.
Der Gedanke hinter diesem Prinzip, dass ein Gott nur dadurch das an ihn geglaubt wird göttlich ist, gefällt mir ziemlich gut und regt auch zum Nachdenken an. Denn zum Schluss ist es so nicht nur bei Göttern - dem was wir für wahr halten, geben wir dadurch das wir es als real akzeptieren eine Bedeutung. Hoffnung, Liebe, Frieden, Tod, die Realität... sagen wir kurz, das Buch bekommt man nicht sofort wieder aus dem Kopf nachdem man es zugeschlagen hat.
Dieses Prinzip führt dann auch Brutha, Oms letzten echten Gläubigen, in die Geschichte ein. Er ist ein ebenfalls sehr interessanter Protagonist. Wirkt er doch auf den ersten Blick ziemlich naiv, dumb und um es gemein zu sagen nutzlos - und zumindest naiv ist er zu Anfang ja auch - zeigen sich immer wieder neue Facetten seines Charakters. Er entwickelt sich im Laufe der Handlung weiter, und das war einer der besten Aspekte dieses Buchs. Sowohl Brutha als auch Om stehen zu Anfang in einer völlig anderen Position als am Schluss, und die Reise vom alten Ich zum neuen Ich ist spannend, abwechslungsreich und wird wie immer von Pratchett mit einem gewissen Humor erzählt.
Denn auch wenn der Grundton der Geschichte ziemlich düster ist, und religiöse und philosophische Fragen eine sehr große Rolle spielen, führt das Zusammenspiel der ingesamt ziemlich skurrilen Figuren dennoch immer wieder zu amüsanten Momenten. Die Dialoge, vor allem die zwischen Om und Brutha, sind zwar meistens ernsthaften Hintergrunds, aber nichtsdestotrotz mit einem zwinkernden Auge geschrieben und bringen einen nicht nur wie erwähnt zum Hinterfragen von Dingen, sondern auch zum Lächeln. Die Mischung macht's eben.
Auch die Wahl des Antagonisten muss ich einfach noch positiv erwähnen. Er ist einfach richtig... angsteinflößend. Es kommt nicht oft vor, dass ich die Furcht vor dem Gegenspieler richtig nachempfinden kann, doch dieser hier... hat etwas wirklich Erschreckendes.
Außerdem erwähnenswert ist die deutliche Kritik an Krieg, die vor allem gegen Ende dieses Buchs eine wichtige Rolle spielt. Die Botschaft die mit Bruthas Handeln gesendet wird, gefällt mir - so wie alles an diesem Buch, ihr merkt schon ;) Das Buch ist auch abseits vom dem Grundprinzip des Verhältnisses von Gott und Gläubigern von den "großen Thematiken" wie unterschiedliche Weltbilder, die Auswirkungen von Religion (siehe Krieg) und antiker Philosophie geprägt. Wer einfach nur etwas Lustiges für nebenbei lesen will, sollte die Finger von diesem Buch lassen.
Ein wie von diesem Autor gewohnt exquisiter Schreibstil, spannende Wendungen und toll ausgearbeitete Charaktere mit sehr vielen Facetten und Besonderheiten, sowie die Einbindung philosophischer Gedanken die zum Nachdenken aufrufen, machen "Einfach göttlich" zu einem wunderbaren Roman, den ich jedem Leser empfehlen kann!
Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal von Randomhouse!
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