geschrieben von: Alex Gino
Seiten: 208
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-7373-4032-8
Worum geht's?
Sei, wer du bist!
George ist zehn Jahre alt, geht in die vierte Klasse, liebt die Farbe Rosa und liest heimlich Mädchenzeitschriften, die sie vor ihrer Mutter und ihrem großen Bruder versteckt. Jeder denkt, dass George ein Junge ist. Fast verzweifelt sie daran. Denn sie ist ein Mädchen! Bisher hat sie sich noch nicht getraut, mit jemandem darüber zu sprechen. Noch nicht einmal ihre beste Freundin Kelly weiß davon. Aber dann wird in der Schule ein Theaterstück aufgeführt. Und George will die weibliche Hauptrolle spielen, um allen zu zeigen, wer sie ist. Als George und Kelly zusammen für die Aufführung proben, erzählt George Kelly ihr größtes Geheimnis. Kelly macht George Mut, zu sich selbst zu stehen.
›George‹ erzählt einfühlsam und unprätentiös vom Anderssein und ermutigt, den eigenen Weg zu gehen. Der erste Kinderroman zum Thema Transgender, der auch ältere Leser fesseln wird und der die Botschaft vermittelt: Sei, wer du bist!
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Wer schrieb dieses Buch?
Alex Gino, geboren und aufgewachsen in Staten Island, New York, mag die Natur und Geschichten, die die Vielfalt des Lebens widerspiegeln. Heute lebt Alex Gino mit Partner und zwei Katzen in Kalifornien, USA. Alex Gino ist seit über zwanzig Jahren in der queeren und transgender Bewegung aktiv. Persönliche Erfahrungen und das Wissen, dass transgender Kinder Romane brauchen, die sie bestärken und ihnen Mut machen, waren der Anlass ›George‹ zu schreiben.
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Wie fand ich es?
"George" hat einen langen Weg bis zu mir gehabt. Zuerst darauf wirklich aufmerksam geworden bin ich darauf durch Saskias Rezension auf ihrem Blog Sixth Chapter (hier zu finden). Wie sie schreibt, dieses Buch ist "sehr überraschend" - genauso wie die Tatsache, dass ich es nach ihrem Lob (so wie dem vieler anderer Rezensenten) nicht sofort gekauft habe. Mehr auf die Wichtigkeit des Themas gestoßen hat mich die Serie sense8, die wie "George" einen transgender Hauptcharakter hat. Als ich dann auch noch las, dass das Buch auch von John Green empfohlen wird... ja, wäre es ein glattes Verbrechen gewesen, es nicht mitzunehmen als es mir in die Hände fiel.
Die Lektüre hat diese Annahme nur bewiesen. Dieses Buch ist von der ersten Seite an absolut offen mit seinem Leser, zieht einen mit in die unsichere Kindheit eines missverstandenen Mädchens - nicht begriffen von seinem Umfeld aber auch selbst unsicher. George, oder besser Melissa, ist eine interessante Figur die zunächst eindimensional wirkt. Ich mochte sie zwar definitiv und konnte auch sehr gut mit ihr mitempfinden, doch wirkte sie mir anfangs teils zu eindimensional. Warum?
Nun, das Buch prangert unter anderem die verfahrenen Geschlechterrollen unserer Gesellschaft (völlig gerechtfertigt) an. Dennoch wird George als jemand gezeigt, der sich darüber als Mädchen definiert Rosa zu mögen und sich allgemein gern wie das Klischee eines Mädchens zeigen würde. Dies verwirrte mich zunächst ein wenig, genauso wie offenbar auch andere Rezensenten bis mir eins klar wurde - sie weiß nicht, wie wenig dies mit "echtem" Mädchensein zu tun hat, das zweifellos viel vielschichtiger und differenzierter ist. Sie wäre so gern ein Mädchen, und würde es so gern der Welt zeigen um sich selbst so fühlen zu können, und so wahrgenommen zu werden, dass sie sich auf dieses Bild fixiert. Dieses Bild, das die Gesellschaft offenbar von Mädchen hat. Rosa, Kleid, Prinzessin. Jedenfalls ist dies meine Interpretation. Ab dem Zeitpunkt wo ich dies für mich feststellte, konnte ich das Buch noch ein Stückchen mehr genießen, da es Georges Charakter noch facettenreicher, tragischer und authentischer wirken ließ.
"George" kann außerdem mit rührenden zwischenmenschlichen Beziehungen aufwarten. Die Bindung zwischen Georges Familie, sowie die Freundschaft zu ihrer besten Freundin Kelly schaffte es das Buch noch aufzuwerten. Man konnte bei ihren Interaktionen mitempfinden und wirklich zwischen den Zeilen spüren, was die Figuren verbindet. Das zwar nicht beschönigt wurde wie verständnislos man heute noch in Bezug auf transgender Menschen reagiert, wie sie zu kämpfen haben als sie selbst anerkannt zu werden, aber dennoch nicht nur alles traurig und deprimierend verlief, war auch ein wirklich willkommener Schachzug. Es gibt auch lustige Stellen, Begegnungen voller Verständnis, Zusammenhalt - insgesamt positive Gegenpole zu dem ernsten Thema. Dadurch fühlte sich das Buch wirklich wie ein kleines Stück Leben an, das dem Leser ein Stückchen Hoffnung auf ein Happy End, einen Platz und einen Weg für jeden gab - egal welchen Geschlechts.
"George" ist als Kinderbuch konzipiert und genau dieser Altersgruppe kann ich es auch nur besonders empfehlen! Sowohl weil es unglaublich wichtig für Kinder wie die Protagonistin ist, sich verstanden zu fühlen - und selbst verstehen zu lernen - als auch weil es essentiell ist, dass alle anderen tolerant aufwachsen. Und dies geschieht nun einmal durch vorleben, durch die Akzeptanz als Normalität, durch Information und Aufklärung. Doch auch an alle älteren Leser kann ich diesen Roman wirklich empfehlen. Er ist schmerzhaft rührend und bleibt einfach in Herz und Gedächtnis!
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