Sonntag, 25. August 2019

Zeitkurier

Autor: Wesley Chu
Seiten: 496
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-31733-8

Worum geht's?

Die Erde hat sich in der Zukunft in ein verseuchtes Ödland verwandelt, und die Menschheit musste ins äußere Sonnensystem ausweichen. Dort, in den Weiten des Alls, sind Ressourcen allerdings ein seltener Luxus, und so bedient sich die menschliche Zivilisation der Zeitreise als letztes Mittel. Sogenannte Zeitkuriere reisen in die Vergangenheit, um dort nach Ressourcen und Antworten zu suchen. Bei seinem letzten Auftrag macht der Zeitkurier James Griffin-Mars jedoch den größten Fehler: Er greift in die Zeitlinie ein – und rettet eine Frau. Jetzt bleibt ihnen nur noch die Flucht in die Gegenwart …

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Wer ist der Autor?

Wesley Chu, 1976 in Taiwan geboren, wuchs in den USA auf und studierte Management und Informatik an der Universität von Illinois. Nach einigen Jahren als Berater, Banker und Stuntman wurde sein Erstlingsroman "Das Leben des Tao" ein großer Erfolg. Mit "Der Zeitkurier" hat Wesley Chu internationale Anerkennung gewonnen. Er lebt mit seiner Familie in Chicago.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Heyne Verlag zur Verfügung gestellt. <

Anfangs war es für mich schwierig, in dieses Buch hineinzufinden. Es fand sich kein emotionaler Ansatzpunkt für mich, um mich an die Geschichte zu binden, wohl auch, weil der Protagonist selbst als ein wenig abgekapselt (auch von seinen eigenen Emotionen) erscheint.

Die Gestaltung der Welt, in die "Zeitkurier" entführt, brachte mich allerdings zum Weiterlesen. Diese Science Fiction Welt ist sowohl abstrakt, als auch realitätsnah gestaltet, und fühlt sich wie eine gar nicht so weit entfernte Zukunft an (bei der es einem nebenbei Angst und Bange werden kann). So wurde für mich weniger über die Figuren, mehr über die gesamte Welt eine Personalisierung und Emotionalität erreicht. Man hat das Gefühl auf jeder Seite etwas Neues über diese furchtbare, aber facettenreiche und realistische Schöne Neue Welt zu erfahren. Besonders die aktuell politischen und kapitalismuskritische Töne der Geschichte machte sie zu authentischer Zukunftsmusik.

Für mich war dies außerdem der erste Roman, in dem Zeitreisen wirklich in einer für mich verständlichen, aber nicht künstlich vereinfachten Weise dargestellt wurden, die sie für mich nachvollziehbar machten (von "Rubinrot" einmal abgesehen), auch ihre Grenzen und "Gesetze", bzw. die Gründe dafür.

Der Hauptcharakter James Griffin-Mars machte einen deutlich weniger authentischen Eindruck. Er las sich für mich durchweg wie eine geschrieben Figur, dessen Motivationen und Reaktionen man nicht ahnen oder von denen man sich überraschen lassen konnte, sondern die einem schlicht mitgeteilt worden. Er agierte, damit die Geschichte aufging, aber emotional mitfühlen und ihn und seine Fehler irgendwie "verstehen" konnte ich meist nicht - insbesondere die Liebesgeschichte empfand ich als überflüssig. Was mit James geschah konnte mich weit weniger packen als das Schicksal vieler Nebenfiguren, speziell der beiden wichtigsten weiblichen Figuren, über die ich gar nicht viele Worte verlieren will.

Bis zum letzten Drittel war, nach der anfänglichen Schwierigkeit in die Geschichte hineinzufinden, der Spannungsbogen sehr gut aufgebaut, und ich bekam gerade richtig Spaß an der Handlung, als in den letzten Zügen die Handlung ein wenig abflaute. Die Klimax der Geschichte war grundsätzlich gut aufgebaut und zum Mitfiebern geschrieben, doch dann ließ mich das Buch ein wenig... unerfüllt zurück. Das Ende war mir zu überhastet und mit zu vielen zu schnell beantworteten oder zurückgestellten Fragen. Denn auch wenn das Buch lang ist, teils fühlte sich die Länge nicht genutzt an, und besonders für die Liebesgeschichte wurde "Zeit" von anderen Punkten genommen, die durchaus anders für mich besser verteilt gewesen wäre. Natürlich gibt es im Englischen noch einen weiteren Band (potenziell wohl sogar noch mehr?), aber für die Themen die dieses Buch hatte, aufbaute und zu einem Ende brachte, fehlte es mir an einem Gefühl von Abschluss.

Insgesamt ein an einigen Ecken starkes, an einigen weniger starker Roman, der dem Thema Zeitreisen einen frischen Anstrich verpasst und einer komplexen, düsteren Welt punktet, mich mit seinem Protagonisten und den Entwicklungen am Ende allerdings nicht mehr so sehr packen konnte.

 bis Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Heyne Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!

Mittwoch, 13. Juni 2018

AMANI: Verräterin des Throns

Autorin: Alwyn Hamilton
Seiten: 544
Verlag: cbt
ISBN: 978-3-570-16437-2

Worum geht's?

Es geht um alles: Macht. Liebe. Verrat.

Seit fast einem Jahr kämpft Amani für den Rebellenprinzen, als sie aufs Schlimmste verraten und an den Sultan ausgeliefert wird – ihren Todfeind. Ihrer Djinni-Kräfte beraubt und getrennt von ihrer großen Liebe heißt es für das Wüstenmädchen überleben um jeden Preis. Denn der Sultanspalast ist eine wahre Schlangengrube, in dem Intrigen und mysteriöse Todesfälle an der Tagesordnung sind. Amani riskiert ihr Leben, indem sie als Spionin den Rebellen Botschaften zukommen lässt. Doch je mehr Zeit sie in Gesellschaft des berüchtigten Sultans verbringt, desto öfter kommen Amani Zweifel: Steht sie wirklich auf der richtigen Seite?

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Wer ist die Autorin?

Alwyn Hamilton wurde in Toronto geboren, doch ihre Familie pendelte zwischen Kanada, Frankreich und Italien hin und her, bis sie sich schließlich in Frankreich niederließ. Sie studierte Kunstgeschichte in Cambridge, wo sie 2009 ihren Abschluss machte. Heute wohnt sie in London und arbeitet dort für das Auktionshaus Christie’s. Ihr Debüt Rebellin des Sandes ist ein National Indie- und New York Times-Bestseller und gewann 2016 den Good Reads Debut Choice Award.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir vom cbt Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. <

ACHTUNG! ZWEITER TEIL EINER REIHE! EVENTUELL SPOILERGEFAHR!

Dieser zweite Teil gibt eine neue Perspektive auf die Rebellion, den Sultan... und auf die Beziehung von Jin und Amani. Vor allem, da sie den Großteil von "Verräterin des Throns" getrennt voneinander verbringen. Weniger Jin war nicht unbedingt das, was ich erwartet habe - doch dass wir dadurch Amani als Individuum intensiver kennen lernen war wohl eine gelungene Wendung. Dadurch wurde auch auf - oft im Mittelteil einer Reihe eingefädeltes - sinnloses romantisches Drama verzichtet, sondern der Fokus wurde auf den Kampf gegen den Sultan und die Hauptfigur gelegt.

Diese muss außerdem ein Stück weit ohne ihre besonderen Fähigkeiten auskommen, und auch ihre Schussfähigkeiten nützen ihr in ihrer neuen Umgebung nicht viel - dadurch lernt man Amani abseits des Schlachtfelds kennen, auch wenn zum Glück trotzdem Actionszenen enthalten sind. Doch Alwyn Hamilton beweist hier, wie gut sie Spannung auch ohne eine einzige Waffe in der Szene erzeugen kann.

Und dieser neue Blickwinkel auf die Ereignisse in der Welt von Miraji sorgt dafür, dass die Geschichte weniger den Anschein von Gut-gegen-Böse bekommt - was zumindest für mich als Leserin immer etwas langweilig ist. Der Antagonist bekommt hier Tiefe, da man ihn und seine Motivation sehr direkt vermittelt bekommt und ihn - über Amani, der es genauso geht - zu einem gewissen Grad verstehen kann. Auch die andere Seite der Rebellion und von Prinz Ahmed wird gezeigt - kann er wirklich ein angemessener Regent für sein Land sein? Idealismus in allen Ehren, aber ist das eine gute Qualität für einen Herrscher?

Dass diese Fragen gestellt wurden und sie Amani auch gegen Ende des Buchs für mich beantworten kann, hat Alwyn Hamiltons Werk für mich noch ein kleines, besonderes Extra verliehen - ja, auch Band 1 war gut, doch hier kommen charmante, moralische Grauschattierungen hinzu. Es lassen sich auch sehr gut Parallelen zu realer Weltpolitik ziehen - von wem lassen wir uns anführen und wollen wir an erster Stelle einen guten (im Sinne von fähigen) Herrscher oder einen moralisch guten Menschen an der Spitze eines Landes, und schließt sich beides überhaupt aus? Meine Meinung dazu deckt sich da ganz mit Amanis auf den letzten Seiten von "Verräterin des Throns" und deshalb bin ich gleich noch ein wenig mehr gespannt, ob sich alles so fügt und ob das tatsächlich so gut ist. Zumindest in der Fiktion.

Viele alte Figuren (auch ein paar unerwartete) tauchen natürlich trotzdem auf, und vor allem die verschiedenen Beziehungen der Rebellen zueinander wurden in kleinen Szenen sehr gut zur Geltung gebracht. Viele neue Figuren bekommen in diesem Buch ihre Möglichkeit, ins Rampenlicht zu treten und Teil der Handlung um Amani zu werden. Von ihnen hat mir besonders Sam gefallen, auf dessen weitere Entwicklung (und weitere Szenen mit Shazad) ich sehr gespannt bin. Die Art wie seine Hintergrundgeschichte präsentiert wurde - in einem einzeln stehenden Kapitel, das eine Art kleines Märchen erzählt - empfand ich als sehr originelle Idee. Im Roman wird dieser Stil nicht nur für Sam genutzt, um einen kurzen Blick auf kleinere Details zu erhaschen, die vielleicht die überspannende Handlung der Reihe nicht beeinflussen (oder doch?) aber Facetten wie die Motivation der Figur verraten - und folgendes damit stärker emotional auf den Leser wirken lassen.

Manche zweiten Bände enttäuschen mit in die Länge gezogener Handlung, Figuren die auf der Stelle treten, zu vielen mit Hin und Her vergeudeten Seiten... nicht so "Verräterin des Throns". Es ist ein ganz neuer Abschnitt in der Geschichte von Amani und der Rebellion, und bleibt trotz seiner Unterschiede zu "Rebellin des Sandes" der Atmosphäre und den Figuren des ersten Buchs treu. Ich kann Buch 3 kaum erwarten - warum ist der September noch so weit entfernt?

 Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an das Bloggerportal Randomhouse und den cbt Verlag!

Samstag, 19. Mai 2018

Helle Barden

Autor: Terry Pratchett
Seiten: 384
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-48687-8

Worum geht's?

Die Stadtwache von Ankh-Morpork wird aufgestockt. Damit die »angemessene Repräsentation einzelner Volksgruppen oder so« gewährleistet ist, erhält die Truppe einige ungewöhnliche Rekruten, darunter einen Zwerg, einen Troll und einen Werwolf. Natürlich ist der Ärger vorprogrammiert. Doch die Wache hat nicht nur mit internen Problemen zu kämpfen: Der Assassinen-Gilde wird eine gefährliche Waffe gestohlen, und einflussreiche Kräfte wollen verhindern, dass die Wache ihre Ermittlungen fortsetzt. Zum Glück sind Hauptmann Mumm und seine Männer nicht so leicht aufzuhalten.

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Wer ist der Autor?

Terry Pratchett, 1948 in Buckinghamshire in England geboren, war Journalist und Pressesprecher für Atomkraftwerke, bis er mit seinen Romanen so erfolgreich wurde, dass er sich ganz auf seine Schöpfung konzentrieren konnte: die bizarre Scheibenwelt. Sie wird von vier Elefanten getragen, die auf dem Rücken einer Schildkröte durch das Weltall treibt. Ähnlich fremd-vertraut muten auch die Bewohner der Scheibe an, wo es Zauberer, Götter, Hexen und Ordnungshüter wie auf jeder anderen Welt gibt, alle mit einer kleinen Macke. Sie sind ein bisschen feige, und sie stolpern von einem haarsträubenden Abenteuer in das nächste - zum Vergnügen der Leser, die sich ständig von Ferne an ihr eigenes Leben erinnert fühlen. Zudem greift Pratchett in seinem vor witziger Sprachakrobatik und versteckten Anspielungen nur so sprühenden Werk häufig auf Motive der Literatur sowie auf kulturelle und politische Phänomene unserer Welt zurück.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Goldmann Verlag zur Verfügung gestellt. <

Ein weiterer Teil der Scheibenweltromane, der sich ganz um die Nachtwache dreht, eine stetig wachsende und stetig chaotischer werdende Truppe... wobei, verrückter als sie anfangs waren scheint kaum möglich. Dennoch hat es dieses Buch geschafft, die ganze Stimmung der Kerngruppe zu behalten und doch neue Angehörige in die bekannte Struktur zu integrieren und das, was in "Wachen! Wachen!" gut war, zu multiplizieren und dazu zu addieren, statt die Dynamiken komplett zu verändern. Auch Letzteres kann manchmal eine gute Idee sein - in diesem Fall war es gut, dass dieser Versuch nicht unternommen wurde.

Doch bleiben wir erst einmal beim Kern, dem Fixpunkt der ganzen Geschichte - Samuel Mumm. Eine Figur, die ich von ihrem ersten Auftreten an in "Wachen! Wachen!" ins Herz geschlossen habe und es ist einfach schön zu sehen, wie er sich weiterentwickelt. Er besteht quasi nur aus Ecken und Kanten und ist gerade darum eine wunderbare Identifikationsfigur, denn ein bisschen was von jedem Menschen steckt wahrscheinlich in Sam Mumm, ohne, dass er wirkt wie eine Leinwand auf die jeder pflastern kann was er will... er ist sehr ungewöhnlich, und gleichzeitig nichts anderes als schmerzhaft gewöhnlich. Ich jedenfalls sehe mich immer ein wenig in ihm, besonders in seinem Versagen, deshalb ging mir seine Geschichte so nah. Und auch abseits von seiner Authentizität - seine Scharmützel mit dem Patrizier, sein Abschied (?) von den Straßen der Stadt, die er als Hauptmann sehr viel besser kennt als seine Westentasche... seine emotionale Entwicklung ist erstklassig und ich freue mich einfach immer, über ihn lesen zu können.

Die im Klappentext so charmant als "interne Probleme" bezeichnete Thematik der Konflikte zwischen den verschiedenen Rekruten ist einer meiner Lieblingshandlungsstränge des Romans. Nicht nur weil ich Anguas und Karottes Interaktionen sehr mochte - wie komplett unterschiedliche Charaktere zusammentreffen und irgendwie harmonieren, sorgt eigentlich immer für interessante Szenen, besonders, wenn Terry Pratchett sie schreibt. Auch, weil damit wie immer bei Pratchett reele Problematiken und Diskussionen aufgegriffen werden. Hasskulturen und jahrhundertelange Zwistigkeiten, gegenseitige Abneigung die nur auf Vorurteilen basiert... kennen wir doch, nicht?

Die Freundschaft zwischen Detritus (auch eine absolut witzige Figur, die so langweilig hätte sein können, aber alles andere als eindimensional daher kommt) und Knuddel war darum besonders herzerwärmend und -zerreißend - wer das Buch gelesen hat, wird verstehen warum beides. Insgesamt schafft man in dieser Geschichte wieder die unmöglich erscheinende Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor. Philosophische Gedanken wechseln sich ab mit absurden Dialogen und schrägen Details der Scheibenwelt, nur um getoppt zu werden von den Wendungen der Rahmenhandlung. Die Mischung machts eben nicht nur beim Backen!

Alles in allem ein Roman, der so typisch Terry Pratchett und trotzdem (oder deswegen?) alles andere als vorhersehbar oder langweilig ist. Neue Figuren, neue Aspekte des Lebens in Ankh Morpork, trotzdem die bekannt ironisch-nachdenkliche Atmosphäre, die hintergründigen Sätze die zum zweimal lesen und dreifach denken einladen und... einfach Sam Mumm generell. Alles gute Gründe dieses Buch zu lesen und zu lieben!

 Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!

Dienstag, 15. Mai 2018

Palace of Glass. Die Wächterin

Autorin: C.E. Bernard
Seiten: 416
Verlag: penhaligon
ISBN: 978-3-7645-3195-9

Worum geht's?

London wäre ein Ort, an dem Tugend und Angst regieren. Ein hartes Gesetz untersagt den Menschen, die Haut eines anderen zu berühren. Denn die Bevölkerung und insbesondere das Königshaus fürchten die Gefahr, die von den sogenannten Magdalenen ausgeht – Menschen, deren Gabe es ist, die Gedanken anderer durch Berührung zu manipulieren. Die junge Rea zeigt so wenig Haut wie möglich. Einzig während illegaler Faustkämpfe streift sie ihre Handschuhe ab. Doch wie kommt es, dass die zierliche Kämpferin ihre körperlich überlegenen Gegner stets besiegt? Und warum entführt sie der britische Geheimdienst? Bald erfährt Rea, dass sie das Leben des Kronprinzen beschützen muss. Doch am Hof ahnt niemand, dass sie selbst sein größter Feind ist.

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Wer ist die Autorin?

C.E. Bernard ist das Pseudonym von Christine Lehnen, die 1990 im Ruhrgebiet geboren wurde und seitdem in Kanada, den Vereinigten Staaten, Australien und Paris gelebt hat. Ihre Kurzgeschichten wurden mit den Literaturpreisen der Jungen Akademien Europas und der Ruhrfestspiele Recklinghausen ausgezeichnet. Seit 2014 lehrt sie Literarisches Schreiben an der Universität Bonn. Daneben studiert Christine Lehnen Englische Literatur und Politikwissenschaft, forscht zum Thema Kreatives Schreiben und inszeniert Theaterstücke mit der Bonn University Shakespeare Company.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom penhaligon Verlag zur Verfügung gestellt. <

Ich habe "Palace of Glass" verschlungen - im wahrsten Sinne des Wortes. Plötzlich waren hundert Seiten vergangen und es war gefühlt keine halbe Stunde vergangen! C.E. Bernhard hat eine geheimnisvolle, bedrohliche Welt erschaffen, die eine Art Alternativwelt/Zukunftsversion unserer Realität abbildet. Was sie daraus gemacht hat ist wirklich etwas Neues, wenn auch nicht unbedingt die Art von "Magie", so doch Aspekte wie der Umgang damit. Die Bewältigungsmechanismen der Magdalenen zum Beispiel machen ihre Fähigkeiten sehr viel authentischer.

Berührung - eine Thematik, von der ich nie angenommen hätte, dass sie so gut in ein fantastisches/dystopisches Setting passen würde, die mich aber lange bewegt hat. Vielleicht deshalb traf mich diese Geschichte so tief. Ich denke allerdings, die meisten Leute werden sich mit der Protagonistin Rea identifizieren können. Auch wenn ihre Fähigkeiten und ihr Dasein als Magdalena erst einmal weit weg vom Durchschnittsbürger und nicht gerade realitätsnah wirken, kann man viele Parallelen zur Gegenwart in "Palace of Glass" sehen. Wenn man bereit ist, ein Stück über den Tellerrand zu blicken.

Denn bezogen auf die Wirklichkeit kann man die gewisse "Sucht" nach Berührung Reas und das strikte Unterdrücken von Berührung durch die monarchistische Regierung metaphorisch betrachten. Berührung kann (und ist auch im Roman) viel mehr sein als Haut, die Haut berührt - seelische Berührung, emotionale Verbindungen werden auch heute unterdrückt. Nicht ganz so systematisch oder staatlich, aber weitgehend akzeptiert. Wessen Art von zwischenmenschlicher Beziehung nicht gefällt, der hat zu kämpfen, siehe LGBT+-Personen. Berührung, Emotionen, haben ihren gesellschaftlichen Wert ein Stück weit verloren, auch wenn vor allem die junge Generation auf Individualität, das Zulassen und das Zelebrieren von Gefühlen und eben dieser "Berührung" im weiteren Sinn drängt. Profit, Geld, Sicherheit sind wichtiger geworden.

Auch abseits von ihrer Authentizität und der Möglichkeit, sich mit ihr zu identifizieren, ist Rea eine wunderbare Protagonistin mit Stärken und Schwächen - die so einiges mitmachen muss in diesem Roman. Facettenreiche Figuren, bei denen man nie so richtig weiß, auf welcher Seite sie stehen und was sie antreibt, zeichnen diesen Roman mit aus und treiben ihn voran. Die Charaktere stehen im Fokus der Geschichte und ich habe vor allem deshalb immer weitergelesen (und hätte am liebsten direkt mit dem nächsten Buch der Reihe weitergemacht). Nicht nur Rea als Hauptfigur sondern auch z. B. Ninon, eine Duchess, bekommen die Gelegenheit zu scheinen und Facetten zu zeigen - ich hoffe, dies wird sich noch weiterentwickeln und wir werden besonders in die Vergangenheit einzelner Figuren noch näher eintauchen, speziell der französischen.

Ich bin jetzt schon wahnsinnig gespannt auf Band 2 und 3 dieser faszinierenden Trilogie! Eine gefährliche Welt, immer wieder überraschende Figuren, eine Liebesgeschichte die trotz etwas klischeehafter Grundidee überzeugen kann und Spannung pur! Eindeutig zu empfehlen an alle Fantasy/Dystopie-Fans!

 bis Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den penhaligon Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!

Mittwoch, 9. Mai 2018

Sturm über Windhaven

Autoren: George R. R. Martin, Lisa Tuttle
Seiten: 448
Verlag: penhaligon
ISBN: 978-3-7645-3187-4

Worum geht's?

Die Menschheit hat ihre Wurzeln vergessen, nur an eines erinnert sie sich noch: das Fliegen.
Windhaven – eine wunderschöne Wasserwelt, doch geplagt von gewaltigen Stürmen. Die Menschen leben verstreut auf vielen kleinen Inseln, und es ist fast unmöglich, Kontakt zueinander aufzunehmen. Dennoch – oder deswegen – ist auf Windhaven ein alter Traum wahr geworden: Menschen können fliegen. Doch die Flügel sind kostbar, und die Gilde der Flieger ist eine streng abgeschottete Elite. Trotzdem will sich Maris von Amberly ihren Traum vom Fliegen nicht nehmen lassen …

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Wer sind die Autoren?

George R. R. Martin, 1948 in Bayonne, New Jersey, in den USA geboren, veröffentlichte seine ersten Kurzgeschichten im Jahr 1971 und gelangte damit in der amerikanischen Science-Fiction-Szene zu frühem Ruhm. Gleich mehrfach wurde er mit dem renommierten Hugo-Award ausgezeichnet. Danach war George R. R. Martin einige Jahre in der Produktion von Fernsehserien tätig, etwa als Dramaturg der TV-Serie "Twilight Zone". Erst im Jahr 1996 kehrte er mit einem Sensationserfolg auf die Bühne der Fantasy zurück: Mit dem ersten Band von "Das Lied von Eis und Feuer" setzte er einen Meilenstein in der modernen Fantasy und schuf ein gewaltiges Epos in bester Tolkien-Tradition: eine düstere, grausame, an das Mittelalter erinnernde Welt voller Intrigenspiele, Machtpolitik und Krieg, die die Leser packt und unerbittlich in ihren Bann zieht. [...]
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Lisa Tuttle wurde 1952 in den U.S.A. geboren, lebt aber schon seit über zwanzig Jahre in Großbritannien. Bekannt sind vor allem ihre Horror- und Science-Fiction-Romane, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde.
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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom penhaligon Verlag zur Verfügung gestellt. <

Ich muss zugeben, zwar hat mich die Idee fasziniert, doch allzu viel hatte ich nach den ersten Seiten nicht erwartet - und gleichzeitig schon etwas sehr Besonderes, das einfach eine Weile braucht sich zu entfalten. Immerhin stammt diese Geschichte teils vom "Ein Lied von Eis und Feuer"-Schöpfer George R. R. Martin - und von Lisa Tuttle, von der ich bisher leider sonst nichts gelesen habe. Nach "Sturm über Windhaven" würde ich dazu nicht nein sagen.

Denn meine zweite Vermutung hat sich als zutreffend herausgestellt - die Geschichte braucht eine Weile, ihren Zauber zu entfalten, dann hat sich jedoch eine Atmosphäre entwickelt, die es erschwert, mit dem Lesen wieder aufzuhören. Der Schreibstil hat einen großen Anteil daran. Schlichte, ruhige Sätze legen dar, und vermitteln Gefühle und Gedanken klar - die emotionale Nachwirkung kommt im Nachhinein, ein wenig unterschwellig und binden den Leser emotional an die Geschichte.

Wie mir auch bei "Das Lied von Eis und Feuer" schon aufgefallen ist, weiß George R. R. Martin Konsequenzen bei seinen Figuren zu ziehen, Lisa Tuttle offenbar auch. Es gibt keine einfachen Lösungen, keine Konflikte die sich von selbst entschärfen oder die einzig wahre große Liebe, die jegliche Probleme in Luft auflöst. Vor allem bei der Hauptfigur, Maris, auf die ich gleich näher eingehen werde, aber auch bei den Nebenfiguren.
Ein Happy End um jeden Preis wird überschätzt, vielleicht hat mir das Buch deshalb besonders in diesem Punkt viel Spaß gemacht. Zum Beispiel in Bezug auf Val, eine zwar nur im Mittelteil auftauchende, aber sehr komplexe und intensiv gezeichnete Figur. Gemeinsam mit Maris ändert man schrittweise seine Meinung über ihn - nach dem Prinzip: "Einen Schritt vor, zwei Schritte zurück." Dennoch kann man nicht umhin mit ihm mitzufiebern.

Ähnlich bei Maris - ihre Gedanken und Gefühle, und vor allem ihre daraus resultierenden Handlungen, ja ihr gesamtes Leben, stehen im Mittelpunkt von "Sturm über Windhaven". Ihre Aufs und Abs bekommt man sehr direkt mit, und es gibt von beidem einiges. Sie agiert als eine sehr individuelle, unabhängige Figur, die nicht nur auf ihr großes Ziel - das Fliegen - zu reduzieren ist. Anfangs habe ich diesen Fehler zugegeben gemacht - und wurde von einer sehr mutigen Wendung überrascht, die dem Charakter völlig neue Richtungen und Möglichkeiten bot. Je weiter die Geschichte fort schritt, desto mehr wurde sie an ihre Extreme getrieben und überraschte mich als Leser dabei immer wieder.

Alles in allem ein spannender Fantasy-Roman, der zwar ein paar Längen aufweist, doch dafür mit den vielen Facetten der Hauptfigur, einer interessanten Fantasy-Welt und einem sehr emotionalen, tragischen letzten Teil aufwarten kann. Zu empfehlen!

 Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den penhaligon Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!

Samstag, 21. April 2018

Was andere Menschen Liebe nennen

Autoren: David Levithan, Andrea Cremer
Seiten: 416
Verlag: cbt
ISBN: 978-3-570-16355-9

Worum geht's?

Wie weit gehst du für die Liebe?
Der 16-jährige Stephen ist unsichtbar – und zwar schon von Geburt an. Ein Fluch lastet auf ihm. Ganz allein lebt er in einem Hochhauskomplex mitten in New York City. Eines Tages zieht dort Elizabeth mit ihrer Familie ein und es passiert etwas, womit Stephen nie in seinem Leben gerechnet hätte. Elizabeth kann ihn sehen! Zwischen den beiden entspinnt sich eine Liebesgeschichte, so traumhaft schön wie der Sommer, aber gleichzeitig auch so bedrohlich wie ein nahendes Unwetter. Und dann müssen die beiden eine Entscheidung treffen, die den Unterschied zwischen Liebe und Tod bedeuten kann.

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Wer sind die Autoren?

David Levithan wurde NICHT in Frankreich oder Milwaukee geboren, hat weder in Harvard noch in Oxford studiert, und er lebt auch nicht in Manhattan, sondern auf der anderen Seite des Hudson River, in New Jersey. Gemeinsam mit Rachel Cohn hat er u.a. "Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht" und "Naomi & Ely - Die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen"geschrieben. Sein preisgekrönter Roman "Noahs Kuss... und plötzlich ist alles anders" hat in den USA mittlerweile Kultstatus.
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Andrea Cremer hat ihre Kindheit tagträumend in den Wäldern von Wisconsin verbracht. Das Schreiben hatte es ihr schon immer angetan, aber einen Beruf hat sie daraus erst sehr viel später gemacht. Ihr erster Roman „Nightshade“ wurde zum Bestseller.
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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom cbt Verlag zur Verfügung gestellt. <

"Was andere Menschen Liebe nennen" hat bei mir zunächst widersprüchliche Gefühle ausgelöst - ich hatte von den Autoren so viel Gutes gehört, also habe ich mich auf die Geschichte eingelassen, auch weil die Grundidee interessant klang. Ein unsichtbarer Junge klang nach etwas Neuem. Und ja, neu war das Konzept wirklich, zumindest ich habe etwas Vergleichbares noch nicht gelesen. Erst nahm ich an, es wäre metaphorisch gemeint, doch Stephen ist tatsächlich nur für eine Person sichtbar. Dass er und diese Person, Elizabeth, ein Paar wurden wirkt zwar klischeehaft ohne Ende, aber es hat irgendwie wirklich gepasst.

Die beiden hatten eigenständige Persönlichkeiten, kommunizierten miteinander, waren nicht perfekt aber insgesamt ein Buchpaar mit dem ich mitfühlen und mitleiden konnte. Dass aus beider Perspektiven berichtet wird hat auf die Authentizität der Beziehung sicher einiges an Einfluss - man bekommt die verschiedenen, individuellen Bedürfnisse, Gefühle und Probleme sehr direkt mit. Und beide Figuren existieren abseits von ihrer Beziehung zueinander - besonders bei Elizabeth hatte ich zunächst Angst, dass sie eventuell nur als Extra zu Stephens Problemen behandelt werden würde, doch dann nahm ihr Teil der Handlung deutlich mehr Raum ein als erwartet - sehr gut gehandhabt.

Apropos Charaktere - speziell die Figur des Laurie, der Elizabeths Bruder und eine der treibenden Kräfte in ihrem Leben ist, hat mich beim Lesen bei der Stange gehalten, als die Geschichte im Mittelteil ein wenig auf der Stelle trat. Dafür verdient er definitiv eine besondere Erwähnung. Auch wenn er neben der zentralen Geschichte eine kleine Rolle einnimmt, ist er nicht nur als Elizabeths emotionaler "Grund" für vieles was sie tut Teil der Handlung, sondern erlebt selbst eine Entwicklung. Außerdem wird er nicht nur auf seine Sexualität reduziert - fast ein wenig traurig, dass ich dabei Konfetti schmeißen möchte, denn es sollte eine gottverdammte Selbstverständlichkeit sein.

Und ja, die Handlung trat im Mittelteil etwas auf der Stelle, was ich vor allem auf die Tatsache zurückführe, dass viele Gegebenheiten erst einmal erklärt werden mussten und die Figuren selbst sich an die Problematik der Situation erst herantasten mussten. Auch wenn das Konzept von Magie und die Ursache von Stephens Unsichtbarkeit keine Neuerfindung des Rades sind, so war es doch etwas Anderes und es wurde einiges aus der Idee gemacht. Auch wenn der "Bösewicht" etwas platt daherkam, seine Fähigkeiten und insgesamt die Flüche und Elizabeths Rolle in alldem trafen mich unerwartet und sorgten für eine überraschende neue Richtung der Geschichte.

Nach ein paar Erläuterungen jedenfalls kommt im Verlauf der Handlung auch wieder Spannung auf. Und davon wirklich nicht zu knapp! Gegen Ende war ich auch emotional richtig drin in der Geschichte und die letzten Kapitel... wow. Davor hatte ich ja durchaus ein paar Kritikpunkte, aber die Autoren haben sich nicht lumpen lassen und ein passendes Finale gefunden, dass die Ernsthaftigkeit der Geschichte unterstreicht. Ich werde natürlich nicht spoilern, doch so viel kann ich resümieren: Lest dieses Buch! Es ist, anders als von mir erwartet und auch vom Cover suggeriert mehr als eine locker-leichte Liebesgeschichte!

 bis Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an das Bloggerportal Randomhouse und den cbt Verlag!

Sonntag, 15. April 2018

Von Beruf Schriftsteller

Autor: Haruki Murakami
Seiten: 240
Verlag: btb
ISBN: 978-3-442-71697-5

Worum geht's?

Haruki Murakami verkörpert den Typus des zurückgezogenen Schriftstellers wie wenige andere. Der japanische Bestsellerautor gilt als ausgesprochen scheu. Doch nun bricht Murakami das Schweigen und lässt uns an seiner reichen Erfahrung als Schriftsteller teilhaben. Anhand von Kafka, Raymond Chandler, Dostojewski und Hemingway sowie anderen Vertretern der Weltliteratur reflektiert er über Literatur und ihre Bedeutung für ihn selbst. Und der Leser begegnet zum ersten Mal dem Menschen Murakami. Wer weiß schon von seiner großen Kennerschaft der klassischen Musik, seiner Leidenschaft für Jazz? Ein einmaliger Blick in die Werkstatt und das Herz eines der größten und erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit. Und im Grunde das, was Murakami in seiner Zurückhaltung nie schreiben würde: eine Autobiographie.

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Wer ist der Autor?

Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom btb Verlag zugeschickt. <

Auch wenn ich von diesem Autor noch nichts gelesen habe, hat man ihn mir schon so oft empfohlen, dass mein Interesse geweckt war, als ich dieses Buch entdeckte. Da ich auch selbst schreibe wollte ich mir Hintergrundfakten, Gedankenspiele und Tipps von einem (offenbar) echten Profi nicht entgehen lassen.

Haruki Murakamis Essays, die in diesem Buch zusammengefasst sind, sind persönlich und bestechen vor allem dadurch, dass er seine Erfahrungen, seine eigenen Sichtweisen und Erlebnisse verarbeitet, ohne sich über seine Leser zu stellen oder seine eigenen Eindrücke für universell gültig zu erklären. Er präsentiert seine Methoden des Schreibens, seinen Weg zu diesem schon etwas außergewöhnlicheren Lebensweg, persönlich und angenehm nüchtern. Dennoch hat sein Schreibstil eine gewisse Verträumtheit, eine lockere Ernsthaftigkeit spricht aus den Sätzen, die ihn zu einem guten Erzähler macht. Teile des Buchs waren wie für einen Vortrag geschrieben, und man merkt es den Essays positiv an.

Es geht nicht nur um das Schreiben, sondern auch um viele andere Aspekte aus dem Leben des Autors. Insbesondere seine Studentenjahre empfand ich als sehr interessant, wohl auch da ich generell vom Leben und der Geschichte Japans nicht soo viel Ahnung habe, habe ich einiges Neues erfahren. Zum Beispiel über die Studentenunruhen. Aus diesem Teil des Buchs ist mir besonders folgendes Zitat im Gedächtnis geblieben, das eine Wahrheit beinhaltet die ich wahnsinnig wichtig finde und die wir uns alle mehr zu Herzen nehmen sollten: "Worte haben Macht, aber sie sollten einer gerechten Sache dienen. Sie dürfen nicht allein für sich durch die Gegend spazieren." (S. 29)
Auch die sozialkritischen Aspekte waren spannend und er sprach sehr viel an, dass ich so nur unterstützen kann z.B. zum Bildungssystem (man könnte die Kritikpunkte die Murakami anbringt auch auf unser deutsches beziehen, wenn auch auf einer anderen Ebene, Geschichten wie die des Mädchens das in Kobe gestorben ist weil sie zu spät zur Schule kam sind einfach aufrüttelnd - wenn aus dem zugrunde liegenden System so etwas entstehen kann, gehört es einfach grundsätzlich verändert).

Haruki Murakami hat eine sehr eigene Art, zu erzählen. Er wiederholt sich manchmal, schreibt fast behutsam, so, als wolle er ganz sicher gehen, dass er auch richtig verstanden wird, und ufert in seinen Erklärungen ab und an aus. Das macht seine Essays allerdings nicht langwierig oder umständlich, nein, ich hatte beim Lesen vielmehr das Gefühl in einem Vortrag zu sitzen, bei dem ich wirklich aufmerksam zuhören will, um auch ja nichts zu verpassen. Die Sorgfalt, die Haruki Murakami spürbar jedem Thema widmet das er in diesem Buch aufgreift, ist faszinierend. Es herrscht eine Ernsthaftigkeit vor, die nicht erdrückt, sondern an den Text fesselt.

Nach dieser Lektüre werde ich mich bei meinem nächsten Trip zu Buchladen oder Bibliothek mal nach Werken von ihm umsehen - denn seine Art zu denken hat mich beeindruckt. Sehr sympathisch gemacht (und seine Erzählungen interessanter) hat ihn seine Vielfältigkeit - nicht nur über das Schreiben an sich, auch z.B. über das Übersetzen hat er schon auf den ersten Seiten einiges zu erzählen. Ich habe das Gefühl mit "Von Beruf Schriftsteller" wirklich etwas gelernt und meinen Horizont erweitert zu haben, und sehe manche Dinge am Schreiben und der Welt der Fiktion mit neuen, teils kritischeren, teils faszinierten Augen.

Für jeden der sich mit dem Schreiben und Haruki Murakami auseinandersetzen möchte, dem kann ich dieses Buch empfehlen!

 Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den btb Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!