Dienstag, 20. Dezember 2016

Desert Dawn

Autorin: Waris Dirie
Seiten: 356
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-77978-1

Worum geht's?

Vom Nomadenleben in der somalischen Wüste auf die teuersten Designer-Laufstege der Welt – ein Traum. Und ein Alptraum, denn Waris Dirie wurde im Alter von fünf Jahren Opfer eines grausamen Rituals: Sie wurde beschnitten.
In »Wüstenblume« bricht sie ihr jahrelanges Schweigen und erzählt ihre Geschichte. Heute kämpft sie als UNO-Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung, die täglich 6000 Mädchen weltweit erleiden müssen.
»Ich weiß, dass ›Wüstenblume‹ eine wichtige Botschaft hat, die von allen Menschen geteilt wird: die Achtung vor der menschlichen Würde.« Waris Dirie

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Wer ist die Autorin?

Waris Dirie, geboren 1965, floh im Alter von 14 Jahren aus ihrer Heimat Somalia, um ihrer Zwangsverheiratung zu entgehen. In London schlug sie sich mit Gelegenheitsjobs durch und wurde schließlich als Model entdeckt. Mit der von ihr gegründeten Desert Flower Foundation kämpft sie heute weltweit gegen weibliche Genitalverstümmelung und setzt sich für die Rechte afrikanischer Frauen ein.

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Wie fand ich es?

Da dass das Originalcover dieses Buchs abgebildet ist, könnt ihr euch vielleicht schon denken, dass ich diese Geschichte auf Englisch gelesen habe. Bevor ich also zum Inhalt komme, kurz etwas zur Verständlichkeit, solltet ihr vorhaben wie ich nicht die deutsche Übersetzung zu lesen. Ich bin wahrlich kein Englischgenie und habe noch einiges zu lernen und zu lesen bis ich irgendetwas an dieser Sprache ansatzweise perfektioniert habe, dennoch empfand ich dieses Buch als leicht verständlich. Die meisten Worte würden im Englischunterricht zu den einfacheren Vokabeln gehören, und die somalischen Begriffe die hin und wieder vorkommen, werden bei ihrem ersten Auftauchen erklärt. Hin und wieder tauchen Wiederholungen, kleine Stolpersteine - allgemein sprachliche Unregelmäßigkeiten auf, die ich mal darauf zurückführe, dass Waris Diries Muttersprache nicht Englisch ist. Dies tut dem Lesespaß und der Faszination die Waris Diries Geschichte versprüht jedoch keinen Abbruch.

"Desert Down" ist eine Liebeserklärung an Somalia, an das Nachhausekommen und an die Familie der Erzählerin. Die Seiten gleiten nur so vorüber, während man mit Waris eine Reise in ein Land unternimmt, das in der Gegenwart und speziell in der Zeit der Entstehung dieser Geschichte instabil und für uns beängstigend ist. Vor der Lektüre hatte ich vermutet, Probleme zu haben mich in die Menschen dort hineinfühlen zu können und ihre Lebensweise verstehen zu können, doch das gestaltete sich größtenteils überraschend einfach. Durch Waris, die dortige Gebräuche und Gewohnheiten sehr lange selbst gelebt hat und es teils noch tut, bekommt man einen passenden Blickwinkel - halb als Außenstehende, jetzt selbst fast fremd in ihrem Heimatland, halb mitten im Geschehen und in ihrem Element.

Man bekommt dadurch zu vielen Themen die den Alltag und die Menschen dort beeinflussen und ausmachen Informationen, kommt sich jedoch nicht von Fakten überflutet vor, da diese immer an zwischenmenschliche Ereignisse, Gespräche oder interessante Hintergründe gebunden sind, sodass es nie langweilig wird. Dennoch ist es insgesamt wirklich viel Wissen, das man nicht immer sofort versteht, doch dafür sollte man sich definitiv die Zeit nehmen und nicht einfach darüber hinweg lesen. Es lohnt sich!
Trotzdem alles sehr sensibel und zum Nachdenken anregend präsentiert wurde, habe ich nicht alles verstanden, zumindest noch nicht. Doch ich habe das Gefühl, ein wenig geht es darum. Man soll dazu angeregt werden, sich eine Meinung bilden zu können und damit anfangen, diese Menschen einer völlig anderen Kultur verstehen zu lernen. Dafür unerlässlich ist auch, dass Schwarz-Weiß-Denken vermieden wurde. Durch Waris, die sowohl die westliche Welt als auch das urtümliche Leben der somalischen Nomaden er- und gelebt hat, wurden Situationen immer von mehreren Sichtweisen aus beleuchtet, was dem Verständnis sehr förderlich war.

Und Waris Dirie hätte dafür ja definitiv Gründe. Das große Thema mit dem "Wüstenblume" Schlagzeilen machte, die weibliche "Beschneidung" oder FGM (als Beschneidung kann man es laut Dirie selbst ja eigentlich nicht bezeichnen, da dies einen unschönen Bezug zur männlichen Beschneidung zu völlig anderen Zwecken zieht) spielt hier zwar keine auf den ersten Blick vorherrschende Rolle, dennoch ist es präsent und natürlich unverändert wichtig. Deshalb will ich euch auch direkt auf die Desert Flower Foundation (hier ist deren Website verlinkt) von Waris Dirie aufmerksam machen.

Waris' persönliche Hintergründe und Gefühle im Zusammenhang mit dem Wiedertreffen mit ihrer Familie und ihrer Rückkehr in ihre Heimat sind in Buch 2 sehr im Fokus und unglaublich wichtig für das völlige Verständnis von "Desert Dawn" und geraten auch nicht ins Hintertreffen. Man kann ihre Emotionen und ihre Konflikte mit "ihren Leuten" von denen sie sich zwar nicht abgewandt hat, mit denen sie aber auch in vielem nicht übereinstimmt. Ich konnte auch sehr gut mit ihr mitfühlen bei ihren Versuchen ihrer Familie ihren Standpunkt näher zu bringen, sowie anderen traditionellen Somaliern denen sie auf ihrer Reise begegnet und die sie als Frau als minderwertig betrachten.

Diese und viele andere Probleme ihres Heimatlands werden angesprochen und ich konnte am Ende zum gleichen Fazit wie Waris Dirie gelangen - auch wenn sich diese Konflikte ganz sicher nicht über Nacht lösen werden, muss man bei Land und Leuten anfangen wenn man etwas verbessern will, nicht mit blinder Wut über die Verhältnisse sondern mit Ursachenforschung und Verbesserung der Lebensumstände und vor allem mit der Aufklärung der Menschen. Ich habe Somalia mit der Autorin ins Herz geschlossen und komme mir ein wenig vor, als wäre ich selbst dort gewesen - so sehr hat mich das Buch in seinen Bann gezogen.

Eine wirklich lesenswerte Lektüre, die meiner Ansicht nach jeder gelesen haben sollte. Ich kann das Buch ja kaum mit dem Vorgänger vergleichen, doch auch wenn man "Wüstenblume" wie ich nicht gelesen hat und nur grob über die dort behandelte Thematik Bescheid weiß, fällt es nicht schwer "Desert Dawn" oder im Deutschen "Nomadentochter" zu verstehen. Waris Dirie hat mich bewegen und zum Nachdenken bringen können und ich werde ihre restlichen autobiographischen Bücher ebenfalls noch lesen. Mein Interesse ist geweckt - eures auch?

 bis Sterne

2 Kommentare:

  1. Von dem Buch habe ich ja noch gar nichts gehört, aber nun ist es auf meine Merkliste gerutscht!
    Ich lass dir noch ein paar Weihnachtsgrüße da und falls du Lust hast bei einer Challenge mitzumachen und vielleicht auch meinem Team beizutreten würde ich mich wahnsinnig freuen <3
    https://juliaslesewelten.blogspot.de/2016/12/human-vampire-magic-challenge-3.html

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    1. Hey! Schön, das ich dich für das Buch interessieren konnte ;)
      Dann gebe ich mal ein paar leicht verspätete Weihnachtsgrüße zurück und schau mir die Challenge einmal an, bisher habe ich nämlich nur eine vage Ahnung worum sie sich dreht...
      LG

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