Sonntag, 24. September 2017

[3x3] Eine Schullektüre, ein englischer Anfang und ein kurzes Ende

Mal wieder ein 3x3 - nach einer ganzen Weile bietet sich wieder die Gelegenheit dafür. Einige Rezensionen sind bei mir liegengeblieben, und es wird durchaus Zeit euch einige davon zu präsentieren. 3 ganz unterschiedliche Geschichten - doch alle gleich gut bewertet und gleich sehr empfehlenswert :)

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Autorin: Christa Wolf
Seiten: 223
Verlag: Suhrkamp
ISBN: 978-3-518-46008-5

Worum geht's?

Als Frau des Argonauten Jason lebt Medea in Korinth, wohin sie ihm aus ihrer Heimat Kolchis gefolgt ist. Im königlichen Palast Korinths gerät sie in ein Spiel aus Verleumdungen, Intrigen und Lügen. Der Kampf um die Macht steht im Mittelpunkt, und Medea soll als Sündenbock geopfert werden. Die Medea der griechischen Tragödie, die Barbarin, Giftmischerin, die rachsüchtige Mörderin – hier wird diese Frauenfigur aus dem jahrtausendealten Mythos gelöst, das überkommene Bild revidiert.
In ihrem Erfolgsroman erzählt Christa Wolf die Geschichte der Medea neu und entwirft das Porträt einer eigenwilligen, ungewöhnlichen Frau.

Quelle

Wer ist die Autorin?

Christa Wolf, geboren 1929 in Landsberg/Warthe (Gorzów Wielkopolski), lebte in Berlin und Woserin, Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem Georg-Büchner-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Uwe-Johnson-Preis, ausgezeichnet. Sie verstarb am 1. Dezember 2011 in Berlin.

Quelle

Wie fand ich es?

Dieses Buch habe ich nicht ganz freiwillig sondern für meinen Leistungskurs gelesen - und die ersten paar Seiten lasen sich wirklich typisch-Schulbuch. Träge, langwierig, wenn auch nicht vollends langweilig, ein wenig abstrus. Doch je weiter ich in die Geschichte eintauchte, desto mehr faszinierte sie mich.

Besonders auffällig und besonders positiv aufgefallen ist mir an "Medea - Stimmen" die Erzählung aus mehreren Perspektiven, durch die "Stimmen". Medeas Geschichte wurde im Laufe der Geschichte reihenweise erzählt, größtenteils mit ihr in der Rolle der Bösen. Margaret Atwoods Empfehlung auf dem Buchrücken (sie ist die Autorin von "Die Geschichte der Dienerin") lautet: "Ein mutiges, scharfsinniges, brilliantes und notwendiges Buch." Dem kann ich mich nur anschließen.
Denn hier wird Medea anders beleuchtet - missverstanden, ihrer Zeit voraus, Flüchtling, Feministin, stolz und ein Opfer.

Aber auch die anderen Figuren werden facettenreich dargestellt, auch die 'Bösen' kommen zu Wort. Einen Lieblingscharakter könnte ich dabei nur schwer benennen, nicht weil viel mit moralischen Grauschattierungen gespielt wird (wer mich kennt weiß, dass ist eher eine Herausforderung als eine 'Oh nein, wen soll ich mögen'-Ansage). Sondern eher weil jeder etwas ganz Anderes zur Geschichte beiträgt und selbst durch leidet und/oder erlebt. Dadurch wird jedes Kapitel abwechslungsreich, und der Ausgang der Geschichte umso dramatischer.

Eines der besten Bücher die ich bisher im Deutschunterricht lesen musste - ich habe es sogar gern gelesen! Auch wenn der Schreibstil anfangs gewöhnungsbedürftig war, insgesamt wird eine faszinierende, berührende Geschichte erzählt - im Hintergrund der aktuellen Geschehnisse noch immer relevant und wichtig!

 bis Sterne

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Autorin: Jessica Sorensen
Seiten: 252
Verlag: über Amazon veröffentlicht
ISBN: 978-1496134271

Worum geht's?

Ayden has had a rough life and believes things will always be that way, so when he’s suddenly adopted by the Gregorys, he’s thrown for a turn. But even with a new, loving family, he still finds himself haunted by memories of his old life. But those memories are easier to deal with whenever he’s with Lyric Scott, his spunky and outgoing best friend.

Lyric Scott has had a good life surrounded by family and friends, yet she always felt something was missing. But that changed the day she met Ayden Gregory. [...]


Wer ist die Autorin?

Jessica Sorensen is a New York Times and USA Today bestselling author from the snowy mountains of Wyoming. When she’s not writing, she spends her time reading and hanging out with her family.


Wie fand ich es?

Seit meinem letzten Buch von Jessica Sorensen ist eine ganze Weile vergangen - zu lange für meinen Geschmack. Deshalb versuchte ich mich einmal an diesem Roman, Buch 1 der Fortsetzungsreihe zu "Ella & Micha", dass es für eine Weile kostenlos zu erstehen gab.
Vielleicht auch weil ich die "Ella & Micha"-Reihe noch nicht vollständig gelesen habe, habe ich mich nicht nur ein wenig gespoilert, sondern war anfangs auch etwas verwirrt von den Ereignissen. Man stieg gleich mit einem Kapitel von Lyric in die Geschichte ein, und ihre Art warf einen wirklich direkt in die Geschichte...

Lyric ist ein ganz spezieller Charakter, eine Frohnatur und Optimistin, auf der Suche nach Inspiration. Sie ist stark, doch in manchen Aspekten auch ein typisches "Mädchen". Ein wirklich facettenreicher Charakter und das hat sie schnell für mich eingenommen, auch wenn sie anfangs ein wenig überdreht und "einfach" wirkte. Je mehr sie jedoch von sich zeigte und je mehr sie mit Ayden interagierte und ihm half, desto sehr schloss ich sie ins Herz.
Ayden machte es mir anfangs ebenfalls ein wenig schwer, und ich brauchte eine Weile um mit ihm warm zu werden. Doch mit der Zeit begeisterte er mich genauso wie Lyric, wenn auch auf völlig andere Weise. Die beiden sind definitiv zwei Seiten der selben Münze, aber zwei sehr unterschiedliche Seiten!

Mit unterschiedlichen Problemen und unterschiedlichen Leben. Fasziniert hat mich besonders die Beziehung der beiden zueinander, und ein großer Teil dieses Miteinanderwirkens besteht darin, sich eine Brücke zwischen diesen beiden Leben zu bauen. Ihre witzigen Dialoge, ihre gegenseitige Unterstützung, ihre Chemie... ein tolles Buchpaar, von dem ich mehr will!
Eine nette Geschichte, wenn auch für mich ein Stück zu kurz und teilweise etwas verwirrend und chaotisch. Doch Sorensens authentische Stimme, die Figuren Lyric und Ayden, sowie ihre einfach niedliche Beziehung zueinander haben mich mehr als überzeugt und ich werde die Reihe definitiv fortsetzen!

 bis Sterne

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Autorin: Alice Kuipers
Seiten: 240
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-596-17847-6

Worum geht's?

Die fünfzehnjährige Claire und ihre Mutter leben allein zusammen. Sie sehen sich nur unregelmäßig, da die Mutter als Ärztin in einer Geburtsklinik arbeitet – und Neugeborene halten sich nun mal nicht an feste Arbeitszeiten. Oft ist sie schon aus dem Haus, wenn Claire aufsteht, oder noch nicht zurück, wenn Claire zu ihrem Vater oder einer Freundin zum Übernachten geht. Dann hängen sie sich gegenseitig Nachrichten an die Kühlschranktür, Einkaufslisten, Taschengelderinnerungen, kleine Berichte aus ihrem Alltag.
Doch eines Tages muss Claires Mom, die Ärztin, selbst zum Arzt. Was sie dort erfährt, verändert ihr Leben. Und Mutter und Tochter müssen auf den kleinen Zetteln auf einmal so viel mehr unterbringen als bisher ...

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Wer ist die Autorin?

Alice Kuipers wurde 1979 in Londongeboren, studierte in Manchester und lebt heute in Saskatoon in Kanada. Sie hat Kurzgeschichten in Literaturzeitschriften und als Radioproduktionen veröffentlicht. Ihr erster, mehrfach ausgezeichneter Roman ›Sehen wir uns
morgen?‹ erschien in 29 Ländern und wurde zu einem internationalen Bestseller. Bei Fischer ist von Alice Kuipers außerdem der Roman ›Vor meinen Augen‹ erschienen.

Quelle

Wie fand ich es?

Dieses Buch. Es hat mich insgesamt eine Dreiviertelstunde gekostet, dieses Buch zu beenden und innerhalb so wenig Zeit hat mich dieses Buch wahnsinnig berührt. Das ist wirklich bemerkenswert und ich kann Alice Kuipers nur applaudieren dafür, denn einfach kann das wirklich nicht sein.
Ich hatte schon einige Male von "Sehen wir uns morgen?" gehört, doch die Geschichte klang nicht wie etwas das mich überraschen, berühren oder überhaupt fesseln könnten. Dennoch ist mir das Buch im Gedächtnis geblieben, durch die einzigartige Erzählweise von der mir bereits vorher berichtet wurde, sodass ich gleich danach griff, als ich es in der Bibliothek sah.

Hier wird eine wunderbar authentische Mutter-Tochter Geschichte erzählt, die sich auf Notizzetteln widerspiegelt. Man bekommt einen tollen Einblick in die Gefühle der Figuren und ihre Beziehung, innig, wenn auch unkonventionell. Sie bilden das Herz der Erzählung, und die anderen Figuren sind nicht sehr ausgearbeitet, was jedoch nicht besonders ins Gewicht fällt. Die beiden tragen die Geschichte und auch wenn die überbeschäftigte Mutter und der experimentierende Teenager nach einer schlimmen Klischeeerzählung klingt, so ist diese doch hier gut ausgearbeitet.

Mutter und Tochter wachsen einem schnell ans Herz und man leidet mit ihnen. Ich will gar nicht groß spoilern - es wird dramatisch und unerwartet und es hat mich wirklich berührt, wie mit dieser Wendung in der Geschichte umgegangen wurde. Es ist ein leider so alltägliches, tragisches Thema und reißt einen Menschen wirklich grausam aus dem "normalen" Leben. Ich hatte glücklicher Weise noch nicht in meinem Umfeld damit zu tun, doch so vielen anderen geht es nicht so, und ich denke, nach "Sehen wir uns morgen?" kann ich ein wenig besser verstehen wie scheußlich so etwas sein muss.

Ein emotionaler Roman fürs Herz, der mich überrascht hat und eine viel tiefere, tragische Geschichte offenbart als auf Seite 1 denkbar ist, je weiter man liest. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen und werde mich noch lange daran erinnern.

 bis Sterne

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